Nach fast 50-jähriger erfolgreicher Ausstellungsgeschichte schließt die von Mies van der Rohe entworfene Neue Nationalgalerie wegen einer Grundinstandsetzung Ende 2014. Der Museumsbau mit seinem offenen Universalraum ist das letzte von Mies selbständig noch geplante Bauwerk, gilt daher als sein großes Vermächtnis. Die nun unmittelbar bevorstehende Sanierung rückt den Blick noch einmal verstärkt auf die Logik des Baus, auf das Verhältnis von Form und Funktion. Seit der Eröffnung 1968 wurde das Haus ununterbrochen für die Sammlung der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts und für Sonderausstellungen genutzt. Gleichzeitig ist das Gebäude in seiner Klarheit und Stringenz längst ein weltbekannter Klassiker der Moderne.

Das Kolloquium „Form versus Function: Mies und das Museum“ thematisiert diese doppelte Rolle des Gebäudes, zugleich bedeutendes Denkmal und herausragendes Museum zu sein. Eingeladen sind Architekten, Künstler, Wissenschaftler, Denkmalpfleger und Kuratoren. Besondere Bedeutung erhält das Kolloquium durch die erstmalige Vorstellung der vorgesehenen denkmalgerechten Grundinstandsetzung durch David Chipperfield Architects: am 27. November wird der britische Architekt David Chipperfield die Grundideen der Baumaßnahme darlegen. Am 28. November werden Alexander Schwarz, Martin Reichert und andere Architekten des Berliner Büros die komplexe Bauaufgabe sowohl strukturell als auch anhand von Fallbeispielen erläutern.

Im Rahmen des Kolloquiums wird auch der Enkel Mies van der Rohes und damalige Projektleiter, Dirk Lohan, über den Planungs- und Bauprozess für die Neue Nationalgalerie in den 1960er Jahren berichten. Weitere Vorträge widmen sich einer Reflexion der spezifischen ästhetischen und musealen Bedingungen des Ausstellungsgebäudes unter anderem aus kulturwissenschaftlicher Perspektive durch Beatriz Colomina.

Programm

27. NOVEMBER 2014: MIES UND DAS MUSEUM

  • 17.00 Grußworte: Hermann Parzinger (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) / Lüscher (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin)
  • 17.20 Fritz Neumeyer (TU Berlin), Mies van der Rohes Nationalgalerie in Berlin: Ein architektonisches Vermächtnis, Vortrag auf Deutsch
  • 18.30 Beatriz Colomina (Princeton University und Berthold Leibinger Fellow, American Academy in Berlin), Exhibitionist Architecture, Vortrag auf Englisch
  • Pause
  • 19.45 David Chipperfield (Architekt, London), Mission Statement, Vortrag auf Englisch
  • 20.00 Form versus Function, Podiumsgespräch mit: David Chipperfield (Architekt, London), Nikolaus Hirsch (Architekt, Frankfurt a. M.), Udo Kittelmann (Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin), Willem de Rooij (Künstler, Berlin), Auf Deutsch und Englisch

Moderation: Lothar Fehn Krestas (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)

28. NOVEMBER 2014: GRUNDFRAGEN DES BAUS

  • 10.00 Grußworte: Christina Haak (Staatliche Museen zu Berlin) / Jörg Haspel (Landesdenkmalamt Berlin)
  • 10.20 Dirk Lohan (Lohan Anderson, Chicago), Die Entstehungsgeschichte der Neuen Nationalgalerie, Vortrag auf Deutsch
  • Pause
  • 11.30 Gunny Harboe (Harboe Architects, Chicago), Mies: Experiences from the Illinois Institute of Technology in Chicago, Vortrag auf Englisch
  • 12.10 Wolf Tegethoff (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München), „Museum for a Small City“ – Ein neues Museumskonzept von Mies van der Rohe, Vortrag auf Deutsch
  • Mittagspause
  • 13.30 Joachim Jäger (Neue Nationalgalerie), Leben mit Mies. Gebrauchsanweisung für einen Tempel, Vortrag auf Deutsch
  • 14.10 Alexander Schwarz (David Chipperfield Architects), Konzeptionelle Fragen zur Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie, Vortrag auf Deutsch
  • 14.30 David Chipperfield Architects, Konservierung, Adaption, Modifikation: 5 Fallbeispiele Neue Nationalgalerie, Vortrag auf Deutsch
  • Rückfragen und Pause
  • 16.30 Kerstin Wittmann-Englert (TU Berlin und Landesdenkmalrat Berlin), Zum Umgang mit Ikonen des 20. Jahrhunderts, Vortrag auf Deutsch

Moderation: Claudia Perren (Stiftung Bauhaus Dessau)

Der Eintritt für das Kolloquium ist frei. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.