Perspectives on societal domiciles and habitation in everyday life

International conference of the research program wohnen+/-ausstellen (dwelling+/-exhibiting), a collaboration between the Institute for Art History– Film Studies – Art Education at the University of Bremen and the Mariann Steegmann Institute – Art & Gender.

When we speak about dwelling (Wohnen) it is often in the doubly positive sense of existent and good: dwelling is there. It is built, it is equipped, it exists via houses, apartments, furniture. Its history is told through its existence, its materiality in scholarship and in personal memory. Dwelling appears as a positivistic given. And it is often described as positive, in the sense of good, as a protective and felicitous space of a self, of a family, status or territorial affiliation.

However, dwelling as existence and home is paralleled by homeless dwelling: destroyed dwelling, as found in armed conflicts, lost dwelling through migration, temporary dwelling in the case of homelessness and itinerancy, precarious dwelling in economic, emotional and physical deprivation, fearful dwelling in subjective crises: homeless dwelling from great cataclysms to secret and discrete horrors. Homeless dwelling incorporates the conflictual in the housed and at the same time attacks and demolishes it.

Homeless dwelling is a constant of the history and theory of dwelling. On the one hand, it is forgotten, not discussed, concealed or becomes the discourse of specialists on the social. On the other, it is also a part of dwelling that is made particularly visible, for instance, in art and theory. In the critical analysis of dwelling it becomes the counter-argument, the intentionally non-identical and unstable, the flight from a refuge experienced as disastrous. In this dissolving of the boundaries of the housed there often inheres a rhetoric of the promise of a shift into the liberated.

The conference will explore the unhoused/homeless on different levels from art and culture-historical, philosophical, ethnological, architecture-theoretical, psychiatric and artistic perspectives.

Internationale Tagung des Forschungsfeldes wohnen+/-ausstellen in der Kooperation des Instituts für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik an der Universität Bremen mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender.

Das Sprechen über Wohnen ist oft doppelt positiv als Daseiendes und Gutes: Wohnen ist da. Es ist gebaut, es ist ausgestattet, es existiert durch Häuser, Wohnungen, Möbel. Seine Geschichte wird durch seinen Bestand, seine Dinglichkeit in der Wissenschaft bis hin zur persönlichen Erinnerung erzählt. Wohnen erscheint als positivistisch Gegebenes. Und Wohnen wird gerne als positiv, im Sinn von gut als sichernder und glücklicher Raum eines Selbst, einer Familien-, Status- oder Territorialzugehörigkeit beschrieben.

Dem Wohnen als Existenz und Heim/at steht jedoch auch ein unbehaustes Wohnen zur Seite: Zerstörtes Wohnen, wie in kriegerischen Konflikten, verlorenes Wohnen in Migrationen, temporäres Wohnen in Obdach- und Wohnungslosigkeit, prekäres Wohnen in ökonomischer, emotionaler und körperlicher Unversorgtheit, ängstliches Wohnen in Subjektkrisen – Unbehaustes Wohnen von den großen Verheerungen bis zu heimlichen und diskreten Schrecknissen. Unbehaust Wohnen schließt das Konflikthafte im Behausten ein und attackiert und demoliert es zugleich.

Unbehaust Wohnen ist ein stetiger Teil der Geschichte und Theorie des Wohnens. Es ist einerseits vergessen, nicht besprochen, verborgen oder wird zum Diskurs von Spezialist_innen des Sozialen und ist andererseits – wie in Kunst und Theorie – auch ein besonders sichtbar gemachter Teil des Wohnens, denn in der Wohnkritik wird es zur Gegenrede, zum gewollt Nichtidentischen und Instabilen, zur Flucht aus einer als desaströs befundenen Zuflucht. In diesem Entgrenzen des Behausten wohnt oft auch eine Versprechensrhetorik auf Auszug ins Befreite inne.

Die Tagung wird verschiedene Ebenen des Unbehausten aus kunstwissenschaftlicher, architekturtheoretischer, filmwissenschaftlicher, philosophischer, ethnologischer, psychiatrischer und künstlerischer Perspektive thematisieren.

Programm siehe unten

PROGRAMM

DONNERSTAG, 3. MAI 2018

Beginn: 14.00 Uhr

Grußwort der Dekanin 
des Fachbereichs Kulturwissenschaften
Dorle Dracklé

Unbehaust Wohnen. Konzeptideen
Leiterinnen des Forschungsfeldes wohnen+/-ausstellen
Irene Nierhaus und Kathrin Heinz

15.00 Uhr
Burcu Dogramaci, München
Shelter/Disaster: Flucht, Schutz und Architektur in der Moderne

16.00 Uhr
Gabu Heindl, Wien
Zu einer radikaldemokratischen Kritik von solidarischem Wohnen
Rotes Wien 1920, habiTAT Wien 2020

17.00 Uhr – 17.30 Uhr Pause

17.30 – 18.30 Uhr
Klaas Dierks, Bremen
Filmvorführung „Die letzten Tage des Sommers“ (2006) mit Vortrag des Regisseurs

Moderation: Irene Nierhaus


FREITAG, 4. MAI 2018

10.00 Uhr
Salvatore Pisani, Saarbrücken
Le Vele di Scampìa. Sterbende Moderne filmisch beschleunigt

11.00 Uhr
Franziska Rauh, Bremen
„Get Outta My Dreams, Get Into My Car“. Das Fahrzeug als Ort sexualisierter Gewalt und des Widerstands in Three Weeks in May (1977) von Suzanne Lacy

12.00 Uhr – 12.30 Uhr Pause

12.30 Uhr
Drehli Robnik, Wien
Einrichtungen zum Zusammensein mit lost causes: Film und Demokratie, behaust und exhausted in Zeiten des Faschismus (gedacht mit Kracauer)

Moderation: Kathrin Heinz

13.30 Uhr – 14.30 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr
Astrid Silvia Schönhagen, Bremen/Berlin
Habitate der Mobilität. Die Verknüpfung von (Be-)Kleidungs- und Wohndiskursen in Mary Mattinglys Wearable Portable Architecture

15.30 Uhr
Cathrine Brun, Oxford
Shelter in flux: the temporality of dwelling in crises

Moderation: Christiane Keim

16.30 Uhr – 18.00 Uhr Pause

18.00 Uhr, City 46
Kurdwin Ayub, Wien
Filmvorführung „Paradies! Paradies!“ (2016) und Gespräch mit der Regisseurin
In Zusammenarbeit mit dem City46

Moderation: Anna-Katharina Riedel


SAMSTAG, 5. MAI 2018

10.00 Uhr
Sara Al-Nassir, Dresden
Narrating Zaatari. The Interplay of Agency and Structure in Constituting Zaatari’s Market Street

11.00 Uhr
Birgit Johler, Wien
„Ausgezogen, umgezogen, abgemeldet“ – zur Wohn- und Lebenssituation der vom NS-Regime als Jüdinnen und Juden Verfolgten in Wien ab 1938

12.00 Uhr – 12.30 Uhr Pause

12.30 Uhr
Elke Krasny, Wien
UN_Behaust: Vom Recht auf Wohnen in Zeiten globaler Krise

Moderation: Johanna Hartmann

13.30 Uhr – 15.00 Uhr Mittagspause

15.00 Uhr
Christian Berkes, Berlin/Potsdam
Disrupted Living. Wohnen und die Sprache der Sharing Economy

16.00 Uhr
Michalis Valaouris, Berlin
„The Fear of God is an excellent Gift“
Überwachen und Sticken im 17. Jahrhundert

17.00 Uhr – 17.30 Uhr Pause

17.30 Uhr 
Michael Schödlbauer, Hamburg 
Verrückte Möbel: Paranoia der Hausgemeinschaft und andere psychotische Heimsuchungen

Moderation: Rosanna Umbach


SONNTAG, 6. MAI 2018

10.00 Uhr
Mehmet Emir, Wien
Da und Dort Zuhause

11.00 Uhr 
Sigrid Adorf, Zürich
Sich im Unbehausten einrichten? Gedanken zum kunstkritischen Verbrauch eines Begriffs und seiner kritischen Brauchbarkeit trotz allem

Moderation: Anna-Katharina Riedel

12.00 – 12.30 Uhr Pause

12.30 Uhr
Cornelia Klinger, Hamburg/Tübingen
Allein-Wohnen. ‚Unbehaust‘-Sein als conditio humana und andere Arten von Einsamkeit

13.30 Uhr
Barbara Claassen-Schmal, Bremen
„Shelter I“ 2014
Bericht über ein Projekt von Evelyn Möcking und Daniel Nehring

Moderation: Katharina Eck

AUSKLANG


Tagungsort:
Gästehaus der Universität Bremen
Teerhof 58
28199 Bremen
Straßenbahnlinien 4, 5, 6, 8 bis Haltestelle „Wilhelm-Kaisen-Brücke“

Die Filmvorführung am Freitag, 4. Mai 2018 um 18:00 Uhr findet statt im
CITY 46 Kommunalkino Bremen e. V. 
Birkenstraße 1 
28195 Bremen
Straßenbahnlinien 4, 6, 8 und Bus 24 bis Haltestelle „Herdentor“


Konzept
Prof. Dr. Irene Nierhaus
Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik
Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender

Dr. Kathrin Heinz
Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender

Organisation
Johanna Hartmann 
Anna-Katharina Riedel

Gestaltung
Christian Heinz


Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender
c/o Universität Bremen, SFG 1410/1420
Enrique-Schmidt-Straße 7
28359 Bremen
www.mariann-steegmann-institut.de

Um Anmeldung bis zum 18. April 2018 wird gebeten, bitte per Mail an:
Registration deadline: April 18 2018. Please email to:
josina.dehn at msi.uni-bremen.de

Der Eintritt ist frei.