Ein Workshop im Rahmen des 100. Bauhausjubiläums

Although women at the Bauhaus played a substantial role in multiple aspects of the school—including its artistic production, pedagogy, exhibitions, publications, and administration—scholarship tends to focus disproportionately on the institution’s male members. In an attempt to right this wrong, “(En)gendering Bauhaus Histories” takes advantage of the school’s renewed visibility during its 100th anniversary year in order to foreground emerging scholarship on women and gender with respect to the legacy of the Bauhaus. The workshop defines its topic broadly: presentations not only shed light on the contributions of individual women artists and teachers (both before the school’s closure in 1933 and afterwards), but they also forward a set of concerns drawn from feminist art history around visibility, authorship, and reception.

A central goal of the workshop is to generate discussion: brief presentations will be followed by an extended conversation with the audience. We hope to stimulate dialogue between speakers and audience, formulate questions collectively, and critically challenge long-standing biases within Bauhaus scholarship in a public setting. Four overarching themes will help to facilitate discussion:

(1) Embodiment and Materiality: How did artists at the Bauhaus approach questions of matter, both in terms of their working materials and medium, but also their own bodies as artists? How did artistic concepts take concrete form? Were certain materials at the Bauhaus considered to be gendered? By whom? And what were the consequences of that?

(2) Authorship: How did women artists negotiate Bauhaus modernism’s privileging of artistic anonymity? Did women artists bear those consequences differently than their male peers? What examples do we have of women asserting their voice through texts?

(3) Gender consciousness: To what extent were women artists using a language of gender or sexual difference at the Bauhaus? Do these expressions stand in tension with their work? Did the school’s institutional structure support or hinder the awareness of gender?

(4) Artistic and historical reception: When did a history of women at the Bauhaus begin? How did later artists encounter this history? Regarding scholarship, how have these female artists been positioned within the history of art? To what extent did prejudices active during the 1920s inflect later histories of the school and its actors?

Organisation: Linn Burchert, Johanna Függer-Vagts, Jordan Troeller

Ort: Seminarraum 0.12
Georgenstraße 47, Institut für Kunst- und Bildgeschichte

Obwohl Frauen am Bauhaus in vielen Bereichen der Schule eine wichtige Rolle spielten – in der künstlerischen Praxis wie auch in Pädagogik, Ausstellungen, Publikationen und Verwaltung – konzentriert sich die Forschung immer noch vorrangig auf die männlichen Akteure der Institution. „Engendering Bauhaus Histories“ nimmt vor diesem Hintergrund das 100-jährige Jubiläum zum Anlass, aktuelle Forschungen zum Bauhaus mit Fokus auf Frauen und Gender zu diskutieren. Der Workshop verfolgt dabei eine breite inhaltliche Ausrichtung: Die Diskussionsbeiträge beleuchten nicht nur die Arbeit individueller Kunstschaffender und Lehrender vor der Schulschließung 1933 und danach, sondern rücken zudem eine Reihe von Aspekten feministischer Kunstgeschichtsschreibung in den Vordergrund. Dazu gehören Fragen der Sichtbarkeit, der Autor*innenschaft und der Rezeption.

Programm:

13:15-13:30 | Begrüßung und Einführung

13:30-14:15 | Eröffnungsvortrag: Ulrike Müller (Weimar): ‚Vor uns lag ein riesiges Experimentierfeld‘ (Gunta Stölzl). Die Bauhausfrauen und die weibliche Moderne

14:15-15:15 | Bauhaus-Photographinnen

  • Sabine Kriebel (University College Cork, Ireland): Florence Henri
  • Jordan Troeller (Berlin): Lucia Moholy

15:45-16:30 | Bauhaus-Textilien / Artist Talk

  • Johanna Függer-Vagts (Humboldt-Universität zu Berlin) im Gespräch mit der Textildesignerin Katharina Jebsen (Leipzig)

16:45-17:45 | Körper und Bewegung

  • Linn Burchert (Humboldt-Universität zu Berlin): Gertrud Grunows Harmonisierungslehre am Weimarer Bauhaus
  • Friederike Schäfer (HFG/ZKM Karlsruhe; Humboldt-Universität zu Berlin): Transgressing Boundaries: Suzanne Harris and the ‘Sensory Awareness’ Movement Program for Architects

18:00-18:45 | Artist Talk von Judith Raum (Berlin)

  • anschließender Empfang

Der Workshop ist als Diskussionsveranstaltung konzipiert: Im Anschluss an die kurzen Vorträge sind Gespräche mit dem Publikum geplant. Auf diese Weise wollen wir einen Dialog zwischen Vortragenden und Publikum herstellen, Fragen formulieren und Gemeinplätze der Bauhaus-Forschung problematisieren. Der Workshop orientiert sich dabei an vier übergeordneten Themenkomplexen:

(1)    Verkörperung und Materialität: Wie setzten sich insbesondere weibliche Kunstschaffende am Bauhaus konkret, d.h. durch ihre Arbeitsmaterialien, aber auch mit ihren eigenen Körpern, mit Fragen der Materialität und Körperlichkeit auseinander? Wie nahmen ihre künstlerischen Konzepte konkrete Form an? Gab es bestimmte Materialien am Bauhaus, die geschlechtsspezifisch kodiert waren? Von wem und mit welchen Konsequenzen wurden diese Zuordnungen vorgenommen?

(2)    Autorinnenschaft: Wie gingen Künstlerinnen mit der kollektiven Programmatik des Bauhauses und dem damit verbundenen Konzept künstlerischer Anonymität um? Hatte dies für die Künstlerinnen andere Konsequenzen als für ihre männlichen Kollegen? Inwiefern formulierten Frauen ihre Ideen etwa in eigenen Texten?

(3)    Gender-Bewusstsein: In welchem Maße äußerten sich Bewusstsein für Gender und sexuelle Differenz in der Sprache der Frauen am Bauhaus? Stehen diese Äußerungen in einem Spannungsverhältnis zu ihrer Arbeit? Inwiefern unterstützte oder erschwerte die institutionelle Struktur des Bauhauses ein Bewusstsein für Gender-Fragen?

(4)    Künstlerische und historische Rezeption: Wann setzte die Geschichtsschreibung über Frauen am Bauhaus ein und wie begegneten nachfolgende Generationen von Künstler*innen dieser Geschichte? Welche Positionen wurden den Bauhaus-Künstlerinnen in der kunsthistorischen Forschung eingeräumt? In welchem Maße prägen Vorurteile der 1920er Jahre die Geschichtsschreibung zur Schule und ihren Akteure*innen bis heute?

Der Workshop findet auf Deutsch und Englisch statt und richtet sich an ein breites Publikum von Studierenden und Wissenschaftler*innen.